Meine Gedanken zur Inklusion

Ich habe zwei Kinder mit Besonderheiten: Down Syndrom und Asperger Autismus.

Beruflich begleite in einen Autisten an einer Körperbehindertenschule.

Also bin ich so im Thema, dass ich vieles gar nicht mehr so wahrnehme….das was auf andere an diesen Kindern „befremdlich“ erscheint ist mir ins Fleisch und Blut übergegangen.

Und ich habe eine Einstellung bekommen, die ich mir früher nie hatte vorstellen können.

Ich kenne nun die Förderschulen und ich war einmal in einer besonderen Werkstatt. Die machen mir keine Angst mehr, im Gegenteil, ich weiß sie zu schätzen.

Weshalb geht mein Kind mit Down Syndrom auf eine Schule für geistige Förderung wenn ihr doch Inklusion zusteht? Wieso macht es mir keine Angst, dass sie in einer Werkstatt arbeiten  und immer Betreuung brauchen wird?

Weil es dem Kind so möglich sein wird selbstständig wie möglich zu leben und sich so von uns Eltern lösen kann.

Weil es in der Schule sein kann wie es ist.

Weil die Inklusion im Freizeitbereich abläuft.

Weil die Regelschulen auf die Bedürfnisse dieses Kindes nicht eingestellt sind.

Weil es dort, in der Schule für geistige Förderung, kein Außenseiter ist.

Ich will mein Kind fordern und fördern…..aber es soll bleiben können wie es ist.

So normal wie möglich leben….was bedeutet das? Ich habe diesen Gedanken über Bord geworfen. Wir leben so, wie man mit Kindern lebt, die mit Down Syndrom oder Asperger Autismus geboren wurden. Basta.

Natürlich haben die Werkstätten Schwachstellen…..aber dort findet ein soziales Leben statt, das meiner Meinung nach vieles aufwiegt.

Natürlich muss noch viel getan werden.

Mit meiner Überzeugung, das Gebärdensprache die leichtere Sprache für Menschen mit Down Syndrom ist, bin ich gegen Wände gelaufen.

Aber der erste Arbeitsmarkt ist doch auch kein Zuckerschlecken.

Ich bin dafür, dass jeder seinen Platz haben sollte. Und wenn ein Mensch mit Besonderheiten im ersten Arbeitsmarkt oder den Regelschulen zurecht kommt, sich wohl fühlt und glücklich ist, dann ist das wunderbar.

Aber für die Anderen brauchen wir auch einen Platz in dem sie das Gleiche leben können.

Ich werde nie vergessen, wie mein Kind, das mit Asperger lebt, einmal von einem Fest wiederkam und sie mir begeistert erzählte: „Es war so toll, ich konnte so herrlich autistisch sein.“

Und darum geht es mir: Ein Raum, in dem diese Kinder sein dürfen wie sie sind. Das soziale Miteinander ist sehr anstrengend, davon brauchen sie Pausen.

 


10 Gedanken zu “Meine Gedanken zur Inklusion

      1. Ja so ist es, bewahr Dir Deinen Glauben an die Buntheit. Und wenn’s mal schwer fällt kommst Du mich und mein Chamäleon besuchen. Du weißt ja wo Du uns findest 😉

        Gefällt 1 Person

  1. Ich habe auch mal ein Jahr in einer WfbM gearbeitet (PS), für mich überwogen klar die negativen Aspekte. Das grosse Plus ist – wie du schreibst – das gewonnene soziale Umfeld. Jeder wird so akzeptiert, wie er ist. Die Frage ist doch, warum sie anderswo nicht akzeptiert werden. Eben: Weil sie über Sonderschulen im frühen Alter schon aus der Gesellschaft aussortiert werden, die Nichtbehinderten kaum Kontakt zu Behinderten haben. Wo soll da dann die Akzeptanz herkommen? Das ist politisch gewählte Isolation benachteiligter Gruppen, um die sich keiner kümmern mag. Firmen bekommen steuerliche Vorteile bzw dürfen, sofern sie Aufträge an WfbMs vergeben, das auf ihre Behindertenquote verrechnen. Damit verhindert der Staat dann, dass diese Firmen Behinderte einstellen. Beschäftigten, die in Aussenarbeitsplätzen werkeln dürfen wird gesagt, dass sie, bei guter Arbeit, übernommen werden könnten. Die Realität sieht dann so aus: Von ca 60 Aussenarbeitlern wurden in meinem Jahr genau 0 übernommen. Weil die Firmen auch diese Aussenarbeitsplätze verrechnen können. Es wird gezielt mit den Hoffnungen der Beschäftigten gespielt. Weil die WfbMs nicht blöd sind und die Realtäten kennen eröffnet man dann selbst ein Caffee in der Innenstadt. Das kann es nicht sein. Als ich noch im BBB sass besuchten uns immer mal wieder Klassen von Sonderschulen. Ein Satz fiel jedes Mal: „Hier werdet ihr irgendwann arbeiten“. Heisst, der Weg von Schülern einer Sonderschule ist vorgezeichnet. Und das nennt sich dann in Deutschland Inklusion. Ich nenne das Exklusion! Und dann der Lohn! 28 Stunden Arbeit die Woche – zugegeben mit grosszügiger Pausenregelung – und am Monatsende bekommt der Beschäftigte zwischen 150€ und 300€. Aussenarbeitler etwas mehr. Die meisten Beschäftigten sind jedoch aufgrund kleiner Renten beim Sozialamt gemeldet, dieses lässt denen 100€ zu 100%, alles da drüber wird mit 75%!!! besteuert. Heisst, von 250€ Lohn bleiben tatsächlich 150€. Für 4 Wochen a 28 Stunden. Klar in die Rente wird eingezahlt, doch damit das zum Tragen kommt muss man sich 20 Jahre lang geknebelt haben lassen. Das beste in der WfbM waren die Betreuer und Praktikanten. So etwas motiviertes und engagiertes habe ich zuvor nie erlebt. Aber die Gesetze in Deutschland sind der grösste Mist. Das sind nicht nur Schwachstellen. Für Schwerstbehinderte mag eine WfbM eine Lösung sein, doch ein guter Teil der Beschäftigten könnte – mit dem Willen der Politik – im Arbeitsmarkt unterkommen. Sorry für so viel Text, nur kann ich diese Loblieder nicht mehr hören. Dir und deinen Kindern alles Gute im weiteren Leben.

    Gefällt 1 Person

    1. Das sehe und weiß ich….aber so wie heute der erste Arbeitsmarkt strukturiert ist sehe ich keine Alternative.

      Mein Schüler bräuchte später eine Integrationshilfe die jeden Tag bei ihm wäre…und das gibt es nicht.

      Ich finde das in vielen Arbeitsbereichen ein unglaublicher Druck herrscht den kaum jemand gewachsen ist.

      Like

  2. „Aber für die Anderen brauchen wir auch einen Platz in dem sie das Gleiche leben können.“

    Das ist es….plötzlich fehlt der Raum. Hier in Bremen find ich das schrecklich und traurig.

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar