Spielverderber, Optimist und die anderen

Kapitel 1: Das Lächeln

Situation: Ein wunderschöner Frühlingstag. Ich fahre mit dem Fahrrad auf meinem Lieblingsweg und genieße. Auf der Brücke kommt mir ein junger Spaziergänger entgegen, ausgesprochen hübsch und sportlich. Er lächelt mich unglaublich strahlend und intensiv an.

Auge an Hirn: Da lächelt ein wunderbar hübscher junger Mann.

Der Spielverderber: Was ist denn nun los? Warum lacht der dich aus?

Der Träumer: Hast du das Lächeln gesehen? Vielleicht liebt er dich?

Der Miesmacher: Der findet dich alte, dicke Frau auf dem Fahrrad lustig! Siehst du, du hättest dir doch eine andere Hose anziehen sollen….

Der Draufgänger:  Los, anhalten!!! Verhalte dich hübsch und flirte drauf los! Das ist genau dein Typ! Los, ran an den Mann!!!

Der Peiniger : Bilde dir nur nicht ein, angelächelt worden zu sein. Du bist es gar nicht wert, dass dich einer ansieht und dann noch lächelt. Alt, angestrengt und hässlich wie du bist. Der hat dich gar nicht angelächelt!

Der Abenteurer: Na, wäre der nicht was für dich? Jüngere Männer sind im Trend…….

Der Optimist: Er will dich kennen lernen! Juchu!

Der Pessimist: Nicht zurück lächeln! Das kann nur schief gehen. Der macht sich doch nur lustig!

Der Angsthase: Er lächelt, er lächelt… oh weh, er lächelt? Gefahr! Vergewaltigung! Fahr schnell weiter, schnell!!!!!!

Der Zweifler: Sollte das Lächeln dir gelten? Oder lächelt er gar nicht?  Willst du zurück lächeln? Bringt das was? Will er das überhaupt? Vielleicht lächelte er ja aus Versehen? Vielleicht hat er dich gar nicht gesehen? Was denkt er, wenn du lächelst? Siehst du gut aus, wenn du lächelst?

Der Fan: Er lächelt dich wunderschöne Frau an, die so zierlich Fahrrad fährt. Du siehst ja auch wieder umwerfend toll aus heute! Die Haare wehen im Wind, deine Lippen kirschenrot und er kann gar nicht anders als lächeln.

Der Liebestöter: Der meint nicht dich. Guck nicht hin. Er kann dich nicht meinen. Er lacht dich nur aus. Mach ein grimmiges Gesicht, dann lässt er dich zufrieden.

Selbstbewusstsein: JETZT IST MAL RUHE HIER! Vernunft?

Vernunft: Alles gut. Netter junger Mann lächelt freundlich.

Selbstbewusstsein: Angst?

Angst: Keine Gefahr!

Selbstbewusstsein: Humor?

 Humor: Ich? Kein Bedarf.

Selbstbewusstsein: Liebe?

Liebe: Dies Lächeln ist ein Herzensgruß!

Selbstbewusstsein: Gut. Freude, Genuss und Liebe: Lächeln einsammeln und Action!

Ich freue mich über das geschenkte, unerwartete Lächeln. Ich erwidere es im Vorbeifahren. „Ein wunderschöner Tag und eine wunderschöne Gegend hier!“ sagt er. „Ja, auf jeden Fall“, rufe ich und lache. Was für ein herrlicher Tag!

(Seit ich das Buch:  Die Kraft der inneren Stimmen von Michaela Wall gelesen habe, kann ich mir selbst zuhören. Ist manchmal ziemlich  anstrengend)


23 Gedanken zu “Spielverderber, Optimist und die anderen

  1. Ein wunderbarer Text und ich finde mich überall wieder! Vielleicht mal wieder ein Anreiz diese inneren Stimmen ganz bewusst wahrzunehmen und zuzuordnen. Und nicht immer nur den negativen zu glauben! 🙂

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    1. Ja, unbedingt! Die negativen Stimmen sind manchmal so laut, dass sie alles übertönen und wir fühlen sie als unsere innere Wahrheit. Dabei spielen sie sich nur auf! Ich habe erst vor einem Jahr bemerkt, wie oft ich seltsam reagiere, wenn ich freundlich angesehen oder gar angelächelt werde oder ein Kompliment bekomme. Ich nahm die Freundlichkeiten gar nicht wahr, sondern fühlte mich veräppelt oder gar angegriffen. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei! Ich arbeite daran, liebe Gesten zu bemerken und angemessen darauf zu reagieren. Und siehe da: die Welt ist voller anregender, liebevoller Momente…..
      Ich danke Dir für Deine schöne Rückmeldug!

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      1. Es ist so schade, dass wir uns das angewöhnen, die Gesten erst einmal negativ zu bewerten und da eher auf diese Stimmen zu hören. Aber es ist umso schöner zu sehen, dass diese Denkweise wandelbar ist. Auch die guten Gedanken sind da, sie müssen nur gehört werden zwischen den lauten Rufen. Und irgendwann werden die positiven Stimmen lauter und übertönen den Rest 😉 Und alles was man dafür braucht ist ja bereits da. Und trotzdem ist es schwer.. Aber ich schenke den liebevollen Gedanken immer mehr Beachtung. Sonnige Grüße
        Julia

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      2. Wir sind mit mehr Kritik als echtem Lob groß geworden. Ich sollte immer noch besser werden, war eigentlich nie gut genug. Wenn ich alleine an die Schulzeit denke…..
        Es fällt mir heute immer noch schwer, den inneren positiven Stimmen wirklich zu glauben. Gut, dass Du Deine liebevollen Gedanken bemerkst und sie beachtest. Das stärkt Selbstbewusstsein und es bekommt seine „Leute“ immer besser in den Griff! Weiter so und viel Glück dabei! Liebe Grüße!!!

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      3. Da stimme ich dir zu. Höher, besser weiter! Immer dieser Druck im Nacken gut sein zu müssen. Alles wird kritisch beäugt, vieles kritisiert, was gar nicht so schlecht war. Danke für deine lieben Wünsche und herzliche Grüße. Ich wünsche dir auch, dass du immer mehr den positiven Stimmen glauben kannst. Wir schaffen das!! 🙂

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      4. Ja, natürlich schaffen wir das!
        Ich denke, unsere größten Kritiker sind wir selber! Nicht nur mit höher, besser, weiter sondern auch mit schöner, perfekter in allen Lebenslagen, schlanker, sportlicher, netter, sanfter…. machen wir uns das Leben schwer. Gut, das zu erkennen und es zu ändern. Aber auch das braucht seine Zeit und wir sollten uns auf keinen Fall selbst damit unter Druck setzen. Gelassener ist die Devise!!!! Liebe gelassene und entspannte Grüße!

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      5. Besser hätte ich es nicht sagen können! Es wäre ja fast schon einfach, wenn es nur höher, besser, weiter wäre, was wir uns abverlangen.
        Warme Grüße zurück 😉

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    1. Ich nutze die Methode um scheinbar destruktive Kräfte in konstruktive umzuwandeln. Da war zum Beispiel Fräulein Würgegriff, die jeden Mann, mit dem ich leben wollte, anfing niederzuschlagen und einzuengen.
      Jetzt ist sie die Leibwächterin von meinem innerem Kind……

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    2. Ja, genau, so sehe ich das auch. Wahrnehmen ohne zu bewerten ist wohl das große Geheimnis. Zu viel Unsinn wird oft vom „Personal“ verbreitet, wenn das Selbstbewusstsein es nicht im Griff hat.

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  2. Sehr schön beschrieben ! Die eine oder andere Person aus deiner WG kam mir durchaus bekannt vor 🙂 Ja, man sollte solche Momente viel öfter positiv bewerten, als immer gleich Gefahr oder Mißgunst oder sonstwas Negatives zu erwarten. Schön, daß das Selbstbewußtsein gesiegt hat 🙂

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