Bürokratie und ich

Heute habe ich frei.

Also nutze ich den Tag, um endlich die gefühlten tausend Formulare auszufüllen, welche hier vor mir auf dem Tisch liegen.

Und dann muss ich noch „Beweise“ dessen, was ich da so beantrage, aus einem gefühlten hundert Meter hohen Papierberg heraussuchen.

Aber vorher noch das Auto zur Inspektion bringen und mindestens drei Stunden Wartezeit rumkriegen….was eigentlich sehr angenehm ist, bei diesem Wetter.

Zunächst ein Frühstück einnehmen und lesen. Dann ein Spaziergang. Diesen Teil der Stadt kenne ich noch nicht. Sich treiben lassen. Den Fotoapparat dabei.

Etwas seitlich der großen Straße komme ich dann in ein Wäldchen. Das Licht ist herrlich. Und schon freut sich mein inneres Kind, weil es endlich ins Märchenreich eintauchen kann.

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Später sehen wir auf einer ehemaligen Kaserne noch diese Tiere:

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Ich könnte es ja auch genießen, wenn in meinem Hinterkopf nicht der unerledigte Papierkram lauern würde. Er drückt so auf mein Gemüt, dass es wirklich schwierig ist, im hier und jetzt zu bleiben.

Dann ist mein Auto fertig, ich fahre nach Hause, um zu bemerken, dass ich meine Jacke in der Werkstatt liegen ließ….aber ich fahre nicht gleich zurück. Erst der Papierkram.

Mein Magen krümmt sich zusammen, mir wird regelrecht schlecht. Aber was solls, ich muss es machen jetzt.

Also hingesetzt. Und gefühlte hundert mal meinen Namen ausgefüllt, mein Geburtsdatum und die meisten Fragen kann ich mit „Nein“ ankreuzen.

Aber dann kommts: Ich weiß gar nicht so genau was die von mir wollen. Aha, das muss ich noch heraussuchen: Adressen, Belege, Zeugnisse…….

Nach einer Stunde geht meine Konzentration eine Runde in den Keller.

Gut, ich suche gleich die Papierberge durch. Jetzt ersteinmal Seelenpflege: Ich sehe mir die Fotos an, die ich heute machte.

Mir rauscht mein Kopf, es gibt noch so viel zu tun. Aber meine Konzentration ist im Keller geblieben und feiert dort ein Fest. Sie will gar nicht mehr zu mir kommen.

Nachher hole ich meine Jacke, mit gepackter Sporttasche. Das ist meine Belohnung, wenn ich gleich weiter Papierkram erledige.

Und zur Seelenpflege gehört für mich auch jetzt mal ganz deutlich zu sagen:

Ich haße Papierkram.

Ich bin total überfordert.

Was wollen die von mir!

Es ist total Sch……..

 

So.

Wenn ich gleich alles im Briefumschlag habe, dann geht es mir besser.

Dabei ist noch soviel im Haushalt zu tun. Es blieb soviel liegen hier….

Ich haße Hausarbeit.

Ich haße alles so sehr.

Mein inneres Kind staunt, zu welchen Worten ich so fähig bin. Es beginnt zu lachen, und es findet noch mehr Worte:

Mistpupekacke….Eierloch…..Du Kind Du…..

Ich schaue auf mein inneres Kind und muss plötzlich Grinsen.

Recht hat es…..das Schimpfen hilft mir nicht wirklich. Das verbitterte Geheule auch nicht.

Mistpupekacke….Eierloch….Du Kind Du……

Gemeinsam schauen wir die Fotos, schreiben diesen Bericht und dann machen wir weiter.

Es ist ja gar nicht so fürchterlich, eigentlich. Immerhin habe ich heute frei, einen schönen Spaziergang hinter mir. Konzentration bequemt sich doch noch mal zu mir zu kommen.

Ja, so ist das mit dem Behördenram und mir. Wir mögen uns nicht, aber es ist wie es ist.


14 Gedanken zu “Bürokratie und ich

  1. Ich musste schmunzeln, denn wer mag schon diese blöden Fragebögen – egal von welchem Amt?! Bei mir ist da die Konzentration generell im Keller und dann streckt sich das Ausfüllen über Tage hinweg. Schimpfen bringt nix, genauso wenig jammern und sonstiges aufregen. Da darf man durch…
    Und ein tolles Gefühl ist es ja dann doch, wenn man das ganze in den Briefkasten geworfen hat 😉
    Liebe Grüße an einem sonnigen Herbsttag
    Ulrike

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  2. heute hatte ich auch frei, morgen nicht, aber dann wieder: die Papiere sind liegen geblieben – das Fahrrad im Keller, ein Auto hab ich nicht: aber die U-Bahnen u. Busse quasi vor der Tür und Licht am Rad, gute Nacht!

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