Für meine Schwester, Frau Holle, zum Geburtstag

Ihr Lieben,

meine Schwester schreibt ja nun selbst hier mit. Aber das war ja nicht immer so. Vor einiger Zeit veröffentlichte ich den Gastbeitrag  von meiner Schwester.

Und ich muss sagen, dieser wurde immer wieder aufgerufen. Genau 111 mal,

ist somit der erfolgreichste Beitrag auf dem Gertrud Trenkelbach Blog.

Aus diesem Anlass möchte ich ihn noch einmal bringen….er ist und bleibt wunderbar, ebenso wie das Foto!

Happy Birthday Schwester!

 

 

Hier der Beitrag von „Frau Holle“!

 

Selbstbewusstsein und Freiheit

Selbstbewusstsein hält das Haus in Ordnung. Es sorgt für Lebensqualität und kümmert sich um die Bewohner. Manchmal ist es groß und stark, manchmal macht es sich ganz klein. Wenn es schläft, putzen die Träume Spiegel und Fenster.

Manchmal übernehmen die anderen das Kommando und es gibt großes Chaos im Haus. Wenn das Selbstbewusstsein krank ist, muss es sich im Bett erholen. Dort trinkt es Tee und pflegt seine Seele. Dann wird die Fassade geputzt, damit niemand merkt, dass es ihm schlecht geht. Wenn es außen nach Hui aussieht, merkt keiner, dass drinnen Pfui regiert!

Selbstbewusstsein mag manche Mitbewohner nicht, hasst sie oder ignoriert sie gleich ganz. Dann werden diese fies und machen Stunk! Alles gerät durcheinander und das Haus verfällt. Wenn das Selbstbewusstsein dafür sorgt, dass es allen gut geht, macht das Leben Spaß und sie halten Konflikte mutig aus. Dann braucht auch die Fassade kaum noch Beachtung, denn das Haus strahlt aus sich heraus.

Freude, Zuneigung, Wertschätzung, Genuss, Neugier, Glück, Mut, Sinnlichkeit und Lust wollen gut gepflegt werden. Selbstbewusstsein weiß, das Glück, Genuss und Vergnügen keine Sucht, dass Zuneigung, Wertschätzung, Mut und Neugier nicht gefährlich sind und das es die Sinnlichkeit und Lust nicht dressieren darf.

Ärger, Wut und Zorn helfen dem Selbstbewusstsein zu wachsen, Grenzen zu setzen und das Haus zu verteidigen. Manchmal haben sie einfach nur Spaß miteinander, denn sie sind harmlos, wenn Selbstbewusstsein sie umarmt. Sie lieben gruselige Geschichten sehr. Die Phantasie hält sich gerne hier auf, denn mit ihrer Hilfe kann Wut auch einmal zur fiktiven Mordlust werden, ohne dass das Haus zu Schaden kommt.

Die Liebe lässt sich nicht fassen und macht sowieso, was sie will. Selbstbewusstsein hat es aufgegeben, sie festzuhalten oder manipulieren zu wollen. Es lädt die Liebe ein, hält die Türen offen und freut sich, wenn es von ihr berührt wird.

Der Tod wohnt im Dachgeschoss. Sein Durchgangszimmer ist allen verborgen, man kennt nicht einmal die Tür. Man weiß, er ist da, denn er ist in jedem Haus ein Hauptmieter. Das Selbstbewusstsein will sich mit dem Tod als Gedanken anfreunden.
In seinem Vorzimmer wohnen Erschöpfung, Krankheit und Schmerz. Sie melden sich, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Selbstbewusstsein tut gut daran, sie rechtzeitig zu beachten, zu trösten und ihnen Mitgefühl zu schenken.

Die Trauer wohnt auch oben und macht es sich gemütlich. Sie sammelt Tränen und verwandelt sie in Diamanten. Selbstbewusstsein fühlt sich hier geborgen, wenn sie zusammen sitzen und Schokolade essen.

Die Angst mit ihren Verwandten machen sich einen Spaß daraus, Unordnung zu schaffen, wie Springteufelchen plötzlich aus dunklen Ecken alle anderen zu erschrecken. Das Selbstbewusstsein ist gefordert, sie auf den richtigen Platz zu weisen und mit ihnen nach wirklichen Gefahren Ausschau zu halten.

Die Hoffnung macht sich manchmal breit und gibt ein großes Fest. Die Reue kann Sünden entschuldigen. Die Erinnerung hat furchtbar viel zu tun. Einordnen, sortieren, löschen, aufräumen. Ständig muss sie nachfragen. Selbstbewusstsein zeigt hier seine widersprüchlichen vergesslichen Seiten und will sich nicht festlegen.

Verstand, Vernunft, Vorsicht, Pflichtgefühl, Ehrgeiz, Weisheit, Widerstand und die Verantwortung reden sich im Studierzimmer die Köpfe heiß. Manchmal müssen sie gebremst und in den Garten geschickt werden. Dort lümmeln die Gelassenheit, Empathie, Kreativität, Geduld, Vertrauen, Sehnsucht und Muße. Sie lassen sich am liebsten eine lange Weile im Garten die Sonne auf den Bauch scheinen, träumen Löcher in die Luft und hören dem Gras beim Wachsen zu. Manchmal müssen sie sich aber im Studierzimmer versammeln und zu Ergebnissen kommen.

Faulheit, Selbstsucht, Geiz, Dummheit, Unordnung, Trotz, die Zögerliche, Schüchterne und der Zweifel müssen noch in die Schule gehen und erwachsen werden. Täglich lobt, tröstet, fordert und fördert das Selbstbewusstsein sie mit großer Geduld und Fürsorge.

Der Humor hält alle zusammen. Das Selbstbewusstsein liebt ihn sehr und manchmal kullern Tränen beim Lachen und klicken durchs ganze Haus.
Dann machen die furchtbaren „Oh-Gott -Wie-Ist-Das -Peinlich“ und „Streng-Dich-Bloß -Mehr-An“ Monster, die „Wie- Siehst-Du-Schon-Wieder-Aus“ und „ Das-Schaffst-Du-Sowieso-Nicht“ Hexen und der „Du -bist-Eine-Kleine-Wurst“ Kobold schnell die Türen zu. Jetzt können sie sich schön mal selber ärgern. Vielleicht packen sie bald ihre Sachen und suchen sich eine neue Behausung.

Der Neid ist gelb und versprüht sein Gift. Wer braucht ihn eigentlich? Das schlechte Gewissen muss seine Sachen packen und fliegt raus. Auch die kreisenden Gedanken, die Härte und die Ewigen Vorwürfe, die damit drohen, das Haus zu zerstören, wenn keiner auf sie hört, will man hier nicht haben. Alle sind sich einig, diese miesen Typen draußen zu halten, auch wenn sie sehr hartnäckig immer mal wieder vorbei schauen um sich Zugang zu verschaffen.

Ja, wenn es allen gut geht, wenn Selbstbewusstsein das Haus in Ordnung hält, es vor den Angriffen von außen zu schützen weiß, alle Mitbewohner kennt und schätzt, wenn alle miteinander Kontakt haben und flexibel sind, ja, dann ist die Freiheit ein gern gesehener Gast. Das Haus öffnet seine Türen. Das Selbstbewusstsein geht aus und sieht sich um. Es sucht andere Häuser auf und lädt Gäste zu sich ein. So kann es am besten lernen und weiter wachsen.
Selbstbewusstsein und Freiheit geben sich die Hand und feiern das Leben.


19 Gedanken zu “Für meine Schwester, Frau Holle, zum Geburtstag

  1. Drei GEDANKEN zum THEMA aus meiner SICHT :
    *

    Je mehr VERTRAUEN mir jemand zusichert,
    desto mehr FREIHEIT nimmt er mir auch …
    ___
    (C) PachT 2007

    Deshalb …

    Wer die GRÖßE, – welche auch immer -, anderer kennt, 
    anerkennt diese entweder als erstrebenswerten MAßSTAB für sich oder 
    er wird sich seiner eigenen GRÖßE mehr und mehr bewusst !
    ___
    © PachT 2014

    Immer wieder denke ich darüber nach :

    Wer T R Ä U M E von RECHT und FREIHEIT
    im Alltag v e r w i r k l i c h e n will,
    muss w a c h e r sein und tiefer t r ä u m e n
    als a n d e r e !

    ABER wer kann das schon ?
    ___
    © PachT 2007
    ***

    Gefällt 3 Personen

    1. Ja, hier kommt der Aspekt „ICH und die ANDEREN“ zum Tragen. Dein Text regt zum Nachdenken an, das ist immer GUT!

      Like

      1. Oha.

        Das Kleingedruckte liest sich immer so schwer. – Sind das da drei Bomben vor der Torte? 😉

        Herzlichen Dank. 🙂

        Liebe Grüße,
        Frank

        Gefällt 1 Person

    1. Ich grüße zurück und gratuliere Dir nachträglich recht herzlich und wünsche auch Dir ein tolles neues Lebensjahr. Vielleicht hattest Du gestern auch so einen schönen Tag wie ich. Geburtstage sind toll. Auch wenn die Kerzen mittlerweile nicht mehr auf einen Kuchen passen!

      Gefällt 1 Person

      1. Herzlichen Dank für die lieben Zeilen.
        Gefeiert habe ich nicht.
        Doch der Tag war sehr schön; ich habe lange und toll telefoniert.

        Ganz liebe Grüße an Dich und alles Gute!

        Herzlichst,
        Frank

        Gefällt 1 Person

  2. Ich danke Dir, liebe Schwester, für diesen ganz besonderen Geburtstagsgruß. Und ich danke allen, die den Text 111 mal aufgerufen haben. Ich Wünsche Euch ein starkes Selbstbewusstsein, welches sein Haus in Ordnung hält, sich ab und zu aber auch eine kleine Pause gönnen kann.

    Gefällt 2 Personen

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