Hilde im Sport-Studio

Damit Hilde in ihrem „ich-armes-Töff“-Modus bleiben konnte, besaß sie eine Freundin. (Eine Freundin mit blondem Haar, blauen Augen und Top-Figur).

Hilde kannte Blondie schon immer. Und sie litt unter dieser Freundschaft, da Blondie der Stern war, in dessen Schatten sie ihr Dasein fristete.

(Anmerkung der Autorin: Natürlich war Blondie in echt eine herzenswarme Frau, aber Hilde konnte sich nur  von ihrer Eifersucht blenden lassen. Das lag nicht an Blondie!)

Eines Tages schleppte Blondie Hilde mit ins Fitness-Studio. Sie wollte ihr etwas Gutes tun, Hilde aus dem „Ich-bin-ja-so-unattraktiv-Sumpf“ locken. Der Gedanke, dass ein freundliches Körpergefühl da hilfreich wäre, begleitete sie.

Hilde zeigte ihr tapferstes Gesicht, trug ein neues, wenn auch zu kleines, Sportshirt, eine neue Sporthose und viel Engagement pochte in ihrem ängstlichem Herzen.

Und zunächst lief alles Gut. Der Trainer nahm sich Hilde an und fand die richtigen Worte. Er erklärte, dass alle hier Kämpfer wären, das alle etwas verändern wollten und alle zu einer Familie gehörten. Auch sie, sobald sie auf dem Crosser stehen würde.

Er erstellte ihr ein moderates Trainingsprogramm, und Hilde fühlte, sie könnte es schaffen. Blondie, an ihrer Seite, munterte sie auf, zeigte den Daumen hoch und freute sich. (Anmerkung der Autorin: Blondie war wirklich ein Herzensmensch!)

Nach einiger Zeit traute sich Hilde auch allein ins Studio, ohne Blondie. In ihrem Herzen wuchs der dunkle Wunsch, es ohne sie zu schaffen.

Und an einem besonderen Tag wagte Hilde sich in einen Kurs. Einen Zumba-Kurs.

15 schlanke, üverwiegend junge Frauen nickten ihr freundlich zu. Sie nahmen Hilde in ihre Mitte.

Die Kursleiterin klopfte ihr auf die Schultern.

Daumen hoch.

Zumba ist ein leichtfüssiger Trainingstanz, der die Hüften schwingt und Lebensfreude versprüht. Davon bekam Hilde eine Menge ab.

Etwas rundlich, mit hoch-hoch-hoch-dunkel-rotem Kopf tanzte Hilde durch die Stunde. Zwischendurch vergaß sie das sie eigentlich kein Schmetterling sei.

Mit der Lebensfreude an der Hand tänzelte sie dann in die Umkleidekabine. Und da stand sie. Die sportliche, super-schlanke, gleichaltrige Frau, welche auch Zumba besuchte.

Während die anderen Hilde beglückwünschten, sie fragten ob sie wiederkäme, ihr wirklich Mut machten, sprach die super-schlanke, gleichaltrige Frau:“Ich finde Anfänger sind so ……so spannungslos. Furchtbar“ Dabei lächelte sie spitz zu Hilde…..

welche diesen Dornen mit nach Hause nahm und den tanzenden Zumba-Schmetterling in der Kabine ließ.


14 Gedanken zu “Hilde im Sport-Studio

  1. Bin da ganz einer Meinung mit Simmis Mama – das ist auch ein ganz dringlicher Grund, wieder hinzugehen. Schliesslich kann Hilde doch den Schmetterling nicht in der Kabine lassen.
    Und was Superschlankgleichaltrig betrifft – ist doch eigentlich zu bemitleiden, wenn man auf Andere hintreten zu müssen glaubt, nur um das eigene Ego irgendwie über Wasser zu halten.

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      1. Stimmt! Jetzt wo Du es schreibst fällt es mir erst so richtig auf. Wahrscheinlich weil ich Hilde diesbezüglich etwas ähnlich bin.
        Die Säure der völlig ungerechtfertigten Kritik verätzt so tief, das es einen kompletten Gesangsverein der positiven Stimmen bräuchte um das wieder zu neutralisieren.
        Das muss doch auch einfacher gehen……selbst ist die Frau 😉

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  2. Grad beim Zumba gehts nun echt nicht drum hübsch auszusehen, sondern Spaß zu haben. Solche Zicken sind doch meistens nur neidisch, weil man selbst eine Freude empfinden kann, die sie schon lange verloren haben.
    Also ab zum Zumba. Für mehr Schmetterlinge in der Welt!

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    1. Als ich beim Zumba war, merkte ich wie verbissen ich wurde. Dann dachte ich an meine Kleine Tochter, die so gerne und mit Spaß tanzt. Das übernahm ich sozusagen…..ich bekam sichtlich gute Laune.

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